Die Sonne am Himmel, die richtige Temperatur, ausgerüstet mit viel Humor, so ist ideales Wanderwetter. Fünfzehn Teilnehmer treffen sich am Bahnsteig. Der Zug um 7 Uhr 20 führte uns via Olten nach Biel. Wir durften sogar zwei Gäste, Petra und Stephan, aus unserem nördlichen Nachbarland begrüssen. Sie waren mit von der Party bei unserer Entdeckungsreise zum Bielersee. Ausgerüstet für das leibliche Wohl, gutem Mut und Energie zum Durchhalten, fuhren wir auf der Neubaustrecke via Solothurn zum Ausgangsort. In Biel angekommen, die Bettwärme war endlich verflogen, begrüsste uns Bruno nochmals und gab uns die nötigen Informationen des Tagesablaufes bekannt. Man kann nie wissen ob jemand verloren geht, deshalb hatte Mary den Spürhund Joja, der für Mäusefang abgerichtet ist, mit auf der Tour. Viele Spuren des Hochwassers waren an der Seepromenade noch sichtbar, das vor einer Woche weite Teile unseres Landes überzog. Kurzes einmarschieren auf ebenem Gelände, dann fing der Anstieg über eine sanft angelegte Stiege durch den Wald an. Das Bergan war sachte und es wurde viel geplaudert dementsprechend war das Tempo auch gemütlich. Zwischen den Bäumen immer wieder eine herrliche Sicht auf Biel, den See und die nähere Umgebung. Schnell bekam man das Gefühl schon recht hoch gestiegen zu sein. Vor uns stand plötzlich der mit acht Säulen gebaute Aussichtspavillon. Weissleuchtend steht er im Walde und von weit ist er sichtbar. Durch den Buchenwald ging es nun leicht auf und ab und unmerkbar erreichten wir das Berghüsli. Bei dieser Waldlichtung wurde die erste kurze Rast angesagt . Die Höhenwanderung durch Wald und vorbei an Hecken, war ideal, denn die Sonne brannte schon recht kräftig auf den Südhang am Bielersee. Die kräftigen hochstämmigen Buchenbäume die uns in riesiger Zahl Spalier standen weckten bei Hans die Freude zur Waldarbeit bis zum Cheminéeholz. Gemütlich zog es uns weiter zum Weiler Gaicht auf 678 ü.M. Das Panorama wird plötzlich fantastisch. Die Berner- und Freiburger Berge, zum Teil schwach in den Wolken, die Petersinsel im See. Jean Jacques Rousseau, Philosoph und Kulturkritiker 1712-1778 fühlte sich angeblich nirgends so wahrhaft glücklich wie auf der Insel. Wo ist die Chüngeliinsel? Ist das der Murtensee im Hintergrund oder ein Zipfel vom Neuenburgersee? Der Mont Vully liegt er links, nein rechts? Erlach liegt vor dem Jolimont. Otto nimmt die Karte und nun wird die Eidgenössische Geographiestunde im Freien abgehalten. Der Hageneck Kanal der Bantiger und der Gurten, die stehen auch noch in der Gegend und wenn es klarer wäre, sehe man die Savojer Berge. Am Holzhund und Holzpilz vorbei, das Haus wäre offen, aber zuerst muss der Rucksack entlastet werden. Hinter einer Wegbiegung, versteckt von einem Maisfeld, stehen plötzlich Lina und Sepp vor uns. In unmittelbarer Nähe steht das Schützenhaus und da ist Mittagsrast angesagt. Kulinarisch zufrieden und mit fast leerem Rucksack, legen sich die Wanderer zum Nickerchen in den Halbschatten oder an die Sonne. Die Einen unterhalten sich lebhaft über Botanik, Geologie und Zoologie. Auch ernsthafte Themen, Witzen und sonstige Weisheiten werden nach dem Mittagsschlaf geboten. Trotzdem muss man sich entschliessen weiter zu wandern, denn zur „Gastig“ war im “Aux Troi Amis„ in Schernelz reserviert. In der Twannbachschlucht benutzten wir den Holzsteg. Das klare Wasser, der heute friedlich und sauber dahin plätschernde Bach, das Schattenspiel der Blätter, das ist Balsam für die Seele. Da könnte man die Zeit des Alltagstresses schnell vergessen. Vorbei an ausgewaschenen Kalksteinen und Eiszeitfindlingen (der Rhonegletscher soll sie dahin verfrachtet haben), stiegen wir leicht an und wanderten durch die ersten Reben dem neuen Etappenziel entgegen. Gestärkt mit Kaffee, Dessert und ortsüblichen Getränken ging es bergab weiter zwischen Roten- und Weissen-Trauben behangenen Rebstöcken zum Schiffssteg nach Ligerz. Die ersten Traubenbeeren wurden genascht oft mit verzogener Miene. Selber „z’schuld“ die sind noch “suuur“. Bei der Kirche von Ligerz, Fotomotiv und Heiratskirche, trat ein Brautpaar glückstrahlend, hinter blumenstreuenden Kindern aus dem Kirchenportal. Die Alphornklänge zu ihrem Feste durften wir mitlauschen. Zuhauf folgte neuer Gesprächsstoff angereichert mit gehabtem „Weissem“ und den eigenen Lebenserfahrungen. Am Schiffsteg wurden wir musikalisch mit der Winzermusik von Ligerz unterhalten. Nur fröhliche Gesichter, aufgeheitert durch Akkordeon- und Klarinetten-Klänge, mitsingend oder summend warteten die Passagiere auf das Schiff das auch uns nach Biel transportierte. Die Stimmung am Steg war wie nach einem Weinkellerbesuch, der Duft der Reben macht angeblich schon glücklich. Alles war super organisiert, hat bei Bruno der Zufall da kräftig mitgespielt? Die Seereise war noch die Krönung der Wanderung. Nochmals hatte man die Chance mit Blick hinauf an den Berghang die Wanderung in Gedanken nachzuvollziehen bis zur Schiffsanlegestelle in Biel. Ein kurzer Marsch zum Bahnhof und die SBB brachte uns elegant wieder an unseren Startort zurück. Nicht überfordert und doch was geleistet, etwas erlebt und auch viel gelacht. Bruno, es war ein herrlicher Tag. Wir möchten dir alle recht herzlich danken.
Hans Haas